Sehnsucht nach einem Ich und Du

Lied – Sehnsucht – Poesie

Sehnsucht nach einem Ich und Du

Zu Lieder und Dichter*innen: Nur wer die Sehnsucht kennt mit Yoko Tawada im Foyer der Deutschen Oper

Das Format Lieder und Dichter*innen im Foyer der Deutschen Oper gibt es bereits seit Jahren als Kooperation mit dem Haus für Poesie. Vier Sänger*innen begleitet von John Parr am Flügel singen Lieder, zwischen denen Gedichte von zeitgenössischen Dichter*innen gelesen werden. Am wenig opernhaften Dienstag, den 27. Februar 2024 las Yoko Tawada in Russisch, Deutsch und Japanisch geschriebene Gedichte, während im ersten Teil der Bariton Artur Garbas von verschiedenen Komponisten vertonte Gedichte Aleksandr Sergejewitsch Pushkins sang. Nach einer Lesung setzte die junge, aufstrebende Sopranistin Maria Motolygina mit Liedern von Pjotr Iljitsch Tschaikowskij den Abend fort. Im zweiten Teil folgten die puertorikanische Sopranistin Meechot Marrero mit Liedern Tarik O’Regans und Kyle Miller mit Liedern aus den Cabaret Songs von William Bolcom.

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Zwischen den Liedern und Gedichten ergeben sich im glücklichen Fall Korrespondenzen, so wie es mit Tschaikowsky als Liedkomponist und der Nennung seines Namens in Gedichten von Yoko Tawada geschah. Jörg Königsdorf (Deutsche Oper) und Matthias Kniep (Haus für Poesie) begrüßten die Gäste und moderierten den Liederabend an. Auf einer Ebene werden in dieser Saison Kompositionen aus Russland denen aus USA gegenübergestellt. Während es sich allerdings bei den amerikanischen Komponisten Tarik O’Regan und William Bolcom um zeitgenössische handelt, komponierten die russischen ihre Lieder im 19. Jahrhundert. Aleksandr Sergejewitsch Puschkin nahm dabei mit Gedichten eine besonders starke Rolle ein. Der Titel der Veranstaltung wurde mit Nyet, tolka tot von Tschaikowskij komponiert, von Maria Motolygina gesungen und stammt eigentlich von Johann Wolfgang von Goethe: „Nur wer die Sehnsucht kennt,/Weiß, was ich leide!“

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John Parr gestaltet und betreut das Format Lieder und Dichter*innen, in das er seine reichen Liedkenntnisse einfließen lässt. Die Komponisten Tarik O’Regan und William Bolcom kenne er persönlich, verriet er vor dem zweiten Teil. Während Tschaikowskij mit dem meistgespielten Ballett Schwanensee ein weltweit geläufiger Name ist, hört man in Deutschland doch eher selten seine Lieder auf Russisch. Ähnlich geht es mit Puschkin, dessen von Aleksander Sergeyewich Dargomizskij, Michael Iwanowitsch Glinka, Alexander Porfirjewitsch Borodin und César Cui zu Liedern komponierte Gedichte noch seltener in Russisch zu hören sind. Doch Alexander Sergejewitsch Puschkin machte die russische Sprache aller erst zur nationalen Literatursprache, nachdem Napoleon 1812 Moskau mit seiner Armee nicht nur erobert, sondern niedergebrannt hatte. Die Bildungs-, Politik- und Wissenschaftssprache des 18. Jahrhunderts, Französisch, war dadurch nicht mehr ohne Kränkung zu verwenden.

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Der Liederabend mit seinen Lesungen war insofern einer, in dem die Sprachpolitik des beginnenden 19. Jahrhunderts mehr als nur durchschimmerte. Puschkin wird zum Nationaldichter, weil er nicht zuletzt in seiner Lyrik einen neuen Klang des Russischen entwickelt und neue Geschichten entstehen lässt. Russland als moderne Nation wird vor allem durch eine neuartige Praxis der russischen Sprache von Puschkin literarisch entfaltet. Deshalb komponierten gleich mehrere russische Komponisten seine Gedichte zu Liedern. Die russische Musiksprache bildet sich an der Dichtung Pushkins. So komponierte Alexander Porfirjewitsch Borodin Pushkins „Heimat“-Gedicht Dlya beregov othizni dal’noy (Nach deiner Heimat fernen Thalen), das Artur Garbas leidenschaftlich sang.
„Zogst du aus diesem fremden Land …
O Trennungsstunde voller Qualen,
Da ich laut weinend vor dir stand!
Es wollten meine kalten Hände
Zurück dich halten mit Gewalt,
Und stöhnend fleht ich: „Bleib … o, ende
Des Abschieds Schmerzen nicht so bald!““[1]

#gezett

Die Dimension des Poetischen ebenso wie Tragischen klingt bereits in der ersten Strophe des „Abschieds“ an, wobei das Geschlecht der beiden Subjekte Du und Ich undeutlich bleibt. Nimmt hier eine Freundin Abschied von einem Freund, der in seine „Heimat“ ziehen will? Oder nimmt ein Freund von einem Freund Abschied? Die Frage der Übersetzung eingerechnet, fällt an dem Gedicht auf, dass die Frage der Heimat und des Abschieds leidenschaftlich artikuliert wird. Wenn ein Bariton singt „Du aber rissest wie im Schauer/Von meinem Mund die Lippen los“ und „Vermählt im heißen Kuss aufs neue, Geliebter, uns der Liebe Macht!“ dann geht es hier zumindest um eine glühende, vielleicht auch für die „Heimat“ glühende Liebe unter Männern. Der Freund stirbt, ohne dass Heimat und Liebe eingelöst würden. Die Vieldeutigkeit des Poetischen wird nicht aufgelöst.
„All deine Schönheit, all dein Leiden
Verschließt der schwere Grabesstein,
Auch den versprochnen Kuss beim Scheiden –
Du schuldest ihn … ich harre dein!“[2] 

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Длйа берегов отхизни дал’ной /Dlya beregov othizni dal’noy – der Abschied in die Heimat wird auf poetische Weise aufgespart. Ob das Du seine Heimat gefunden hat, wissen wir nicht. Vielmehr bleibt ein wartendes Ich am Schluss zurück. Derartig paradoxe Formulierungen werden in der Literaturgeschichte häufig mit dem Epochenbegriff Romantik umschrieben, benannt. Doch einerseits geht es hier mit der Heimat auch um eine Nation, die russische, die sich noch nicht gefunden hat oder nicht in „Olivenhainen“ finden lässt, die aber wie ein Kuss versprochen worden ist. Und andererseits ist weder Pushkin noch Borodin in Moskau und St. Petersburg klar, wie weit sich die russische Nation, die sich durch Sprache und Geschichten bilden soll, reichen muss. Moskau und St. Petersburg sind einmal abgesehen von dynastischen Verbindungen mit Preußen auch mit Alexander von Humboldt z.B. in der Debatte über einen Platin-Rubel finanzpolitisch näher an Berlin und Preußen als z.B. an Bolgar am Wolgaufer in der heute autonomen Republik Tatarstan. Allein die Wolga wird zu einem nationalpolitischen Einzugs- und Kontrollproblem, wenn man sich an Janet Hartleys Mosse-Lecture Taming the Volga: Imperial Policies to Control Nature, People and Beliefs erinnern will.[3]    

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Pushkins Urgroßvater mütterlicherseits, Abraham Petrowitsch Hanibal, kam als Sklave aus vermutlich Eritrea an den Hof Zar Peter des Großen, was bei der Frage der Nation und des Nationaldichters vielleicht nicht ganz vergessen werden sollte. Zumal Pushkins Roman рап Петра Великого/ Arap Petra Welikowo (Der Mohr des Zaren) Fragment geblieben ist. Das Ringen um die Sprache und die Nation ist mit Pushkin weitaus ambivalenter als z.B. bei Johann Wolfgang von Goethe. Die jugendlichen Dichtungsversuche von Pjotr Iljitsch Tschaikowskij seinerseits wurden gut 40 Jahre später hoffnungsvoll mit Puschkin verglichen und an ihm gemessen. Tschaikowskijs durch Fotos mit Iosif Kotek dokumentierte performative Homosexualität wäre heute in Putins Moskau nicht nur zutiefst verdächtig, sondern strafbar bis zum Straflager Polarwolf. Wohl der russischen Nation, die weniger vielschichtige Nationaldichter und -komponisten hätte.

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Ivan Surikov, dessen Йа ли в поле да ре/Ya li v pole da re (War ich nicht wie Gras auf der Wiese?) Tschaikowskij als Romanze komponierte, wurde im eher ländlichen Uglitsch am Oberlauf der Wolga geboren, kam schon als Kind nach Moskau und wird als Volksdichter in dem Maße rezipiert, als er sowohl Volkslieder sammelte wie auch dichtete, die wiederum als originäre Volkslieder tradiert werden. Йа ли в поле да ре wird von Tschaikowskij als Romanze in Anlehnung an ein spanisch-romanisches Kompositionsschema zu einem höchst kunstvollen Lied komponiert, das wie durch Maria Motolyginas Vortrag hörbar wurde, sehr hohe Ansprüche an die Phrasierung wie die Stimme stellt. Das folkloristische Kunstlied ist insofern eher für den Salon als für den Dorfplatz komponiert. Gleichwohl lehnt sich ein weibliches Ich gegen die „traditionelle“ Verheiratung „mit einem grauhaarigen, ungeliebten Mann“ auf, ohne daran etwas ändern zu können. Vielmehr wird die wirtschaftlich kalkulierte und als Verrat empfundene Verheiratung als „elendes Schicksal“ musikalisch beeindruckend komponiert:
„War ich nicht die Tochter meines Vaters?  
War ich nicht das kleine Blümchen meiner Mutter?
Sie nahmen mich gegen meinen Willen
[und] vermählten mich mit einem grauhaarigen,
ungeliebten Mann.
Oh, mein Unglück!
Oh, mein elendes Schicksal!“[4]

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Die als originär russisch formulierte unglückliche Tiefe des unabwendbaren Schicksals wird um 1878 nicht zuletzt von Surikov und Tschaikowskij kultiviert. Sie wird die Signatur des Russischen als Mythos von der Vergeblichkeit, soziale Verhältnisse ändern zu können oder ändern zu wollen. Die ländlich naturverbundene Tochter formuliert ihr Schicksal mit dem Naturbild vom „Gras auf der Wiese“, von der „goldene(n) Rose auf der Wiese“, als müssten sich alle Töchter dem gleichen Schicksal als natürlich ergeben. Das folkloristisch-melodische Volkslied vermag im Salon Gefühle zu erregen, die als unabwendbar normalisiert werden. Zumindest Йа ли в поле да ре von Surikow/Tschaikowskij gibt damit einen Wink auf, sagen wir, das Paradox des Russischen in der Moderne, das im höchsten Maße literarisch und musikalisch kultiviert werden musste. Weit entfernt, das Paradox des Russischen wahrnehmen zu können und zu wollen, hat Wladimir Wladimirowitsch Putin der „westlichen“ Kultur den Krieg erklärt, um das Russische als Mythos der europäischen Moderne zu retten.[5]  

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Die russische Nation, die so eng u. a. von Puschkin, Surikov und Tschaikowskij verknüpft worden ist und mit diesen verkoppelt wird, lässt sich schon wegen des Nationalgedankens aus der Französischen Revolution und dem nationalen Erbe wie Kulturerbe nicht als irgendetwas Natürliches abkoppeln, wie es unter anderem mit dem Kultur- und Literaturwissenschaftler Stefan Willer, Kulturelles Erbe. Tradieren und Konservieren in der Moderne (2013), bedacht werden kann. Am „ Ausgangspunkt des modernen Konzepts vom nationalen Kulturerbe (stehen) Praktiken der militärischen Expansion und des Beutemachens, der Ent- und Aneignung“.[6] Insbesondere der erste Teil des Liederabends mit Lesung lässt sich nicht ohne Kontextualisierung und Nachforschung besprechen. Leider wurde von John Parr dazu nichts gesagt, obwohl die Lieder doch eine Art Kernkultur und kulturelles Erbe des Russischen darstellten bzw. behaupten. Ziemlich hart wurden stattdessen Yoko Tawadas Zwölf Monde für Tschaikowski dagegen geschnitten.
„Januar
Der Geist aus jener Zeit
Призрак, freeze!
Beruhige dich, please
Der Karate-Krieg ist vorbei
Längst passé die Glanzkontrolle
Zwei Welten wie Tag und Nacht  

Unbequeme Stille, zerreißend stumm
Wer ist stärker, Sehnsucht oder Groll?
День ли царит, тишина ли ночная,
День, day, Tag, dark,
Aus dem Fluss der Ungeborenen
Nimmt das Kind ein Glas voll Finsternis mit
Je mehr du das Dunkle wegschüttest
Desto tiefer herrscht die Nacht“[7]

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Yoko Tawada, die an der Waseda Universität Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Russische Literatur studierte und zu Beginn der 80er Jahre mit der Transsibirischen Eisenbahn von Japan über Wladiwostock nach Europa kam, als die Sowjetunion noch existierte und ein KGB-Offizier sich nach Marcel Beyer pedantisch im Dresdner Anglerverein engagierte[8], zitiert nicht nur „Призрак“ (prizrak), vielmehr weiß sie um den „Geist aus jener Zeit“, in der Tschaikowskij komponierte. Sie zitiert in ihren Gedichten das Russische mit Kalkül. „День ли царит, тишина ли ночная,“ (den lee tsarit, tishina lee nochnaya,) deutsch: „ob der Tag regiert oder die Stille der Nacht,“ ist der erste Vers von Aleksej Nikolajewitsch Apukhtins Gedicht Kann es Tag sein?, das Tschaikowskij ebenfalls als Romanze komponiert hat und das Maria Motolygina bravourös gesungen hatte. In Tawadas Gedicht wird „День“ durch die wiederholende Reihung mit „day“ und „Tag“ klanglich zu „dark“. Doch das Dunkel (dark) lässt sich poetologisch ebenso als einen dunklen oder gar schwarzen Tag denken. Der Gegensatz von Tag und Nacht, wie er im 19. Jahrhundert zu funktionieren schien, wird von Tawada mit dem „Dunkle“ zwischen den Sprachen eher pessimistisch aufgelöst.

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Mit der zweiten Strophe des Gedichts Januar schreibt Yoko Tawada eine pessimistische Paraphrase auf Apukhtins Gedicht und Tschaikowskijs Romanze. Denn bei Apukhtin/Tschaikowski „Ist er gleiche Gedanke,/ ein schicksalhafter Gedanke –/ Immer an dich!“[9]. Und ebenso hoffnungsvoll liebend wie die Erfüllung aufschiebend endet im Russischen das Gedicht auf: „Meine Gedanken und Gefühle,/ Lieder und Kraft/ Sind alle für dich!“[10] Das dichtende Ich adressiert sich in Liebe an ein Du, das zwischen Geliebter, Geliebtem und Nation zirkuliert, mit der Hoffnung, dass es Tag in einem Erwachen oder einer (religiösen) Erweckung werden möge. Diese Hoffnung auf den Tag lässt sich bei Tawada nicht mehr lesen, wenn sie das Paradox „Je mehr du das Dunkle wegschüttest/Desto tiefer herrscht die Nacht“ formuliert. Dem Dunkel lässt sich nicht mehr entkommen, ließe sich sagen. Die, vielleicht passt hier, romantische Hoffnung auf Erfüllung als Erweckung des 19. Jahrhundert, „Der Geist aus jener Zeit“, „Призрак“, will nicht mehr als Versprechen funktionieren.

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Der Gedichtzyklus Zwölf Monde für Tschaikowski endet mit dem Gedicht Die Möwe im Dezember. Tawada arbeitet in ihm einen Teil der russischen Literatur und Musikliteratur des wohl berühmtesten Komponisten Russlands durch. Doch die Reinheit des Russischen, der Herkunft aus dem Russischen, ist bei Pushkin wie bei Tschaikowskij porös. Darauf gibt gerade das Gedicht Die Möwe[11] einen Wink, wenn Tawada mit „Чайка, der Familienname des/Großvaters, der sich von einem Beflügelten/In einen Bürger verwandelte/Tschaika f ski“ an die Herkunft erinnert. Denn die Möwe, „Чайка“, also „tschaika“, ist zumindest nach dem derzeitigen Stand ukrainischer Herkunft: „Väterlicherseits stammte er aus der ukrainischen Familie Tschajka.“[12] Yoko Tawada formuliert die Herkunft des Familiennamens poetologisch als Chance auf eine „unbekannte Zeitzone“ jenseits einer Dichotomie von Tag und Nacht, womit sie nicht zuletzt Apukhtins Frage „Kann es Tag sein?“ vom Anfang eine andere Wendung gibt.
„Fliegt weit über den gefrorenen Ohren
In Richtung der unbekannten Zeitzone
Dort herrscht weder Nacht noch Tag“[13]

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Der Berichterstatter versteht sich kaum als Slawist, so dass es ihm undeutlich bleibt, ob es sich bei der Transformation von Tschaika in Tschaikowski um eine Russifizierung des Namens oder eine Polonisierung handelt. Familiengeschichtlich erinnert er sich nur daran, dass nach 1945 die Schreibweise des Familiennamens Salewski mit ski oder sky in Polen zu einer Frage des Bleiberechts und der Staatsangehörigkeit wurde. Die Schreibweise ski wurde als deutsche und skypsilon als polnische bestimmt. Die Normierung von Schreibweisen eines Familiennamens wird seit dem 19. Jahrhundert indessen wiederholt zur Frage nationaler Zugehörigkeit.[14] Der Hinweis auf die ukrainische Herkunft der Möwe findet sich in dieser Ausführlichkeit indessen nur im deutschsprachigen Eintrag bei Wikipedia. Die Transformation von Familiennamen in andere Sprachen wird nicht zuletzt in den USA häufig geübt.

#gezett

Die Frage nach dem Russischen und der Nation, nach der Möwe und Tschaikowski wurde im Prozess der Berichterstattung wichtiger. Darin besteht die Eigentümlichkeit meines Berichtens, dass ich zuvor nie weiß, worauf das Berichten hinausläuft. Die russischen Lieder schienen sich im Kunstformat eines salonhaften Liederabends fast von selbst zu verstehen. Doch sie erwiesen sich als viel brisanter und fragwürdiger als die amerikanischen. Nachgehört wurden sie in der Konstellation mit den Zwölf Monde(n) für Tschaikowski von Yoko Tawada nicht nur zu einer poetologischen Frage, sondern zu einer des Dichtens und der politischen Haltung. Deshalb muss der zweite Teil allein wegen des Umfangs der Erstattung leider entfallen, obwohl er sich gewiss genauer bedenken ließe. Doch soviel kann gesagt werden, unter dem Lable des Russischen entfaltet Wladimir Wladimirowitsch Putin in seinen Reden seine Aggression gegen „den Westen“. Davon lässt sich in diesen Zeiten ob in der Oper, der Poesie oder dem Cabaret gegenwärtig nicht absehen. – Der amerikanische Teil des Abends war nicht weniger großartig, aber doch entschieden anders. Und Yoko Tawadas Unsichtbare Seen sollen nicht vergessen werden.

Torsten Flüh

Lieder und Dichter*innen:
Here, Bullet

mit Sua Jo, Karis Tucker, Andrei Danilov, Thomas Lehmann, John Parr
Texte von Eugene Ostashevsky
Deutsche Oper Berlin, Tischlerei
10. April 2024, 20:00 Uhr


[1] Alexandr Sergejewitsch Pushkin: Dlya beregov othizni dal’noy (Nach deiner Heimat fernen Thalen). Zitiert nach Programmheft: Lieder und Dichter*innen: Nur wer die Sehnsucht kennt. Liederabend im Foyer 27. Februar 2024, 20:00 Uhr. Berlin: Deutsche Oper, S. 7.

[2] Ebenda.

[3] Siehe: Torsten Flüh: Wechselvolle und dramatische Klimaveränderungen an der Wolga. Janet Hartleys Mosse-Lecture Taming the Volga: Imperial Policies to Control Nature, People and Beliefs. In: NIGHT OUT @ BERLIN 27. Juni 2022.

[4] Zitiert nach Ivan Surikov: War ich nicht wie Gras auf der Wiese? In: Lieder … [wie Anm. 1] S. 9.

[5] Zur Frage des Russischen und Putins legendären Koch Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin  siehe u.a.: Torsten Flüh: Putins Bücherverbrennung zwischen Propaganda und Postmoderne. Zu Wladimir Putins Geschichtsrecycling und Vladimir Sorokins Texte Die rote Pyramide, Manaraga und Das weiße Quadrat. In: NIGHT OUT @ BERLIN 10. April 2022.

[6] Stefan Willer: Kulturelles Erbe. Tradieren und Konservieren in der Moderne. In: Stefan Willer, Sigrid Weigel, Bernhard Jussen (Hrsg.): Erbe. Übertragungskonzepte zwischen Natur und Kultur. Berlin: Suhrkamp, 2013, S. 165.

[7] Yoko Tawada: Zwölf Monde für Tschaikowski. (unveröffentlichte Datei 2024).

[8] Siehe auch: Torsten Flüh: Das Putin-Rätsel. Zur großen Demonstration „Stoppt den Krieg“ und den dezentralen Protesten. In: NIGHT OUT @ BERLIN 16. März 2022.

[9] Aleksej Nikolajewitsch Apukhtin: Kann es Tag sein? In: Lieder … [wie Anm. 1] S. 9.

[10] Ebenda.

[11] Yoko Tawada: Zwölf … [wie Anm. 6].

[12] Siehe Wikipedia: Pjotr Iljitsch Tschaikowski. (Wikipedia.de)
Vergleiche auch: Piotr Iltich Tchaïkovski. (Wikipedia.fr)

[13] Yoko Tawada: Zwölf … [wie Anm. 6].

[14] Zum Familiennamen und der Russifizierung von ukrainischen Namen siehe: Torsten Flüh: Kriegswinter in Europa. Zu Sich waffnend gegen eine See von Plagen auf Ukrainisch und Deutsch im Globe der Schaubühne. In: NIGHT OUT @ BERLIN 26. Dezember 2022.

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