Mediale Sichtungen

Medien – Smartphone – Kunst

Mediale Sichtungen

Zu Kunst und Medien im ICC während THE SUN MACHINE IS COMING DOWN

Gleich im Eingangsbereich über dem Modell des ICC mit Fernsehturm und Brückenelement, über der Stadtskulptur dreht sich an einem dünnen Faden eine Drahtskulptur mit Leuchtdioden, in der sich ein Helm auf einem Kopf sehen lässt. Wenn sich der Drahtkopf ins Profil dreht, dann lässt sich darin Pallas Athene als griechische Göttin eines komplexen Wissens, das Weisheit genannt wird, erblicken. Zugleich könnten für die Besucher*innen in der Physiognomie der Skulptur die Züge Friedrich Kittlers, generiert aus einem 3D Scan zur Gesichtserkennung, sichtbar werden. Man müsste allerdings die Gesichtszüge des hellenophilen Literatur- und Medienwissenschaftlers gekannt haben und auch von der Darstellung der Göttin Athene als Kriegerin wissen.

Die künstlerische Intervention der glitzernden Drahtskulptur und ihre Installation über dem ICC-Modell durch die Supercat, Schamanin, Multimedia-Künstlerin, Bildhauerin und Politische Aktivistin Joulia Strauss erwartet eine Sichtung durch das Publikum. Erst einmal müssten die Besucher*innen die Drahtskulptur sehen und wahrnehmen, um sie dann mit ihrem Wissen prüfen und einordnen zu können. Es passiert allerdings etwas Anderes: Mit dem Smartphone wird das ICC-Modell fotografiert. Das Medium Smartphone hat die Praxis des Sehens und des Wissens derart verschoben, dass nur noch das Offensichtliche abgeschossen wird, um endlos reproduziert zu werden. Statt „Erinnerung“ an Kittlers „Gedankenwelt“ und „Andacht“, wie es Joulia Strauss vorgesehen hatte, wird medial zugegriffen.

Joulia Strauss lebt und arbeitet in Berlin, während sie in St. Peterburg geboren wurde, bei Friedrich Kittler – „Medien bestimmen unsere Lage“ – studierte und sich als seine Schülerin versteht. Als Multimedia-Künstlerin und Schamanin will sie den am 18. Oktober 2011 heute vor 10 Jahren verstorbenen Friedrich Kittler im ICC präsent werden lassen, weil sie es selbst als Medium interpretiert. Doch ihr geht es nicht nur um technische Medien wie Smartphone, Fernsehgerät als Medienzentrale oder Konsole, vielmehr gibt der Begriff Multimedia bei ihr einen Wink auf die vielfältigen Bedeutungs- und damit Gebrauchsmöglichkeiten von Medium. Im Gebrauch wandelt sich der Begriff permanent. Wobei die Verwendung von Medium bis ca. 2000 anstieg, um danach deutlich abzunehmen.[1] Haben wir uns so sehr an den Gebrauch der Medien gewöhnt, dass wir immer weniger darüber debattieren?

Der Gebrauch des Begriffs Medium ist vielfältig. Es kommt vor als vermittelndes Element oder Institution mit organisatorischem und technischem Apparat zur Vermittlung, als eines der Massenkommunikationsmittel, Fernsehen, Rundfunk, Presse, Internet oder als sinnlich wahrnehmbares Mittel der Darstellung und Vermittlung, als materieller Datenträger oder als Substanz als Träger bestimmter Eigenschaften, anderer Stoffe und Prozesse, als Person, die unter Einfluss einer anderen Person oder Kraft und ohne eigenen Willen handelt oder als Person, die über besondere Fähigkeiten in der Vermittlung übersinnlicher Botschaften verfügt ebenso wie als Person, die aufgrund ihrer Empfänglichkeit für äußere Beeinflussungen besonders geeignet ist für psychologische Experimente und last but not least in einigen Sprachen als grammatische Form des Verbs zwischen dem Aktiv und dem Passiv. Dass der Gebrauch des Begriffes Medium äußerst elastisch und wechselhaft ist, zeigt der Vermerk im DWDS, dass der Artikel „weiter ausgearbeitet“ wird.[2]

Medien machen sichtbar, hörbar oder fühlbar, was ohne sie, nicht vernommen werden könnte. Sprache, Literatur und Musik wären deshalb ebenso Medien. Insofern entspringt auch die Kunst den Medien auf vielfältige Weise. Joulia Strauss wäre nicht zuletzt ein Medium Friedrich Kittlers, das in der sich drehenden und blitzenden Skulptur den Helm und das Bild der Pallas Athene mit dem 3D Scan vom Gesicht des Medienwissenschaftlers verdrahtet. Mit anderen Worten: Wissensformationen führen immer Krieg untereinander. Allein die Weisheit findet Wege, sie zusammenzuführen. In seiner Berliner Vorlesung Optische Medien hat Friedrich Kittler einmal, nach einem Zitat von Joulia Strauss auf der Doppelseite des Extrablatts der Zeitung Arts of the Working Class, zur Kunst formuliert:
„Kunst, die denkt, ist immer Kunst, die ihr Zusammenspiel mit Medien weiß und freilegt. In Medien geborgen, läßt sie die Physis entbergen. Alles andere seit Picasso, Warhol und Konsorten nennen wir den Marktwert. Denn der Markt vergißt die Sonne.“[3]

Das Medium Smartphone lässt sich heute als eine Schnittstelle der Person beschreiben. Bereits 2013 berichtete die Leiterin der Kommunikation im Rijksmuseum, Amsterdam, auf der Konferenz Zugang gestalten, dass sie ihr Kleinkind mit dem Tablet einen kreativen Umgang üben lasse.[4] Heute bekommen bereits Dreijährige ein Tablet zur Einübung in die Mediennutzung.[5] Es sind nicht mehr die Desk- und Laptops mit ihren Oberflächen, die der Person erlauben, sich Welt und Wissen anzueignen, um es praktisch zu verwenden. Vielmehr sind das Smartphone und das Tablet[6], das vor kaum mehr als 10 Jahren als iPad eingeführt wurde, zur Schnittstelle von medialer Aneignung, Umwandlung und Äußerung geworden. Es ist ein Medium komplexer Selbstpraktiken geworden. Das Smartphone wird zur Waffe, wenn Unfälle oder Angriffe fotografiert werden, um sie sogleich im Netz zu verteilen. Mit dem CovPass als App für Covid-Zertifikate der EU auf dem Smartphone ist dieses jüngst als Medium mächtiger geworden als der Personalausweis. Zur Identitätsprüfung sind zwar noch immer ein Personalausweis oder ein Reisepass notwendig, aber am Impfzertifikat entscheidet sich selbst der Zugang zu THE SUN MACHINE IS COMING DOWN im ICC. Durch Corona Warn- oder Luca-App in Kombination mit dem CovPass ist das Smartphone zum unverzichtbaren Medium für das Leben in öffentlichen Räumen geworden. – Was hätte Friedrich Kittler dazu gesagt?

Treffen Friedrich Kittlers Medienanalysen im Zeitalter des Smartphones noch zu? So handlich und handhabbar – daher das „deutsche“ Wort Handy – die visuell-haptischen Oberflächen der Smartphone-Modelle geworden sind, so sehr dringen sie in die Lebenspraktiken von Kindern wie Greis*innen ein, dass per SMS das Lebenslicht von der Geburtstagsfeier in der Kirchengemeinde voller Freude geteilt, verschickt oder gleich auf Facebook und Co. hochgeladen wird. Das Medium Smartphone ist mit Sparkassen-, Facebook-, Foto-, DB- und BVG-App sowie Maps-App von Google etc. zur Persona selbst geworden. Es tönt durch das Smartphone visuell und auditiv hindurch, um ein Ich zu werden. Friedrich Kittler formulierte seine Frage zum Cyberspace mit Homer. Aber wer kennt heute noch Homer, obwohl ihn alle selbst in Übersetzungen sonder Zahl per Smartphone lesen könnten?
„Was haben die Sirenen und Riesen, die Dämonen und Götter, zu denen Homers Held durch die endlosen Weiten des Meers gelangt, mit dem virtuellen Abenteuern im heutigen Cyberspace gemein?“[7]

Joulia Strauss feiert am Eingang des ICCs und in Saal 6 Friedrich Kittler mit dem Drahtkopf und einer „strahlenden“ Phönix-Büste seine Gedankenwelt als visionär. Sie schlägt dabei den Bogen zur „Corona-Pandemie“, die eine „Zeit physischer Isolation und virtuelle() Verbundenheit“ bewirkt habe. Gleichzeitig habe die Pandemie dazu geführt, über Medien und das „bisher unbekannte Ausmaß de(s) Zugang(s) zueinander sowie“ die Regulierung von „Informationsbereichen“ und „den Kulturwandel“ nachzudenken.[8] Es wird dabei zugleich eine Art Totenkult, durch den Dank der Medien Friedrich Kittler selbst als Projektion erscheint. Im Gebrauch der analogen wie digitalen Medien überschneiden sich Lebenspraxis und Wiederkehr der Toten auf zunehmende Weise. Der Tod wird dadurch allerdings zunehmend zum Verschwinden gebracht oder wie im Schamanismus von Julia Strauss zu einer Präsenz in der Geisterwelt verdichtet. Vielleicht dazu notierte Kittler:
„Auf mediengeschichtlichen Taubenfüssen kommen die wahren Revolutionen.“[9] 

Auf dem Tisch der „Steuerzentrale“ des ICC wird mit Cofalit aus Asbest in der Installation Suspire von Cyprien Gaillard ein zentraler Wissenskonflikt inszeniert. Mit dem Titel ihrer Installation spielt die Künstlerin auf mehrfache Weise auf das lebensnotwenige Atmen an, das aktuell während der Covid-19-Pandemie zugespitzt worden ist. Denn das englische Tätigkeitswort (Verb) to suspire wird mit seufzen und tief einatmen übersetzt. Im ICC wurde nicht zuletzt der einst als modern, leicht, stabil und schützend angesehene Baustoff Asbest verwendet. Asbest brennt z.B. nicht. Doch über die Atemwege kann Asbest aus der Luft in die Lungen gelangen und dort Krebs erregen. Ein medizinisches Wissen trifft auf ein chemisch-bautechnisches Wissen.
„Cyprien Galliard zentriert die zum ICC geführte Debatte um die Wiederbelebung schadstoffbelasteter Gebäude auf ihren gemeinsamen und dabei kleinsten Ursprungsnenner: das chemische Element selbst, dessen Schein-Entsorgung im Boden keine Option mehr darstellt, und das transformiert werden muss, um unschädlich und produktiv in den Kreislauf der Ressourcen eingegliedert zu werden.“[10]

Cyprien Gaillard wirft mit ihrer Installation entscheidende Fragen zum Baukörper des ICC auf. Das einstige „Wunderfaser“ genannte Mineral Asbest hat sich in eine „Altlast“, einen „Schadstoff“, „Gefahrenmaterial“ verwandelt.[11] Die auf Transparenz technischer Vorgänge und Überwachung ausgerichtete, gläserne Steuerzentrale wird zu einem „Glassarg“, der an den Sarkophag von Tschernobyl erinnern kann. Die 1980er Jahre, die auf die Eröffnung des ICC folgen sollten, wurden auch zum Menetekel technischer Wunder wie der Kernenergie und der „Wunderfaser“ Asbest, das vom griechischen ἄσβεστος asbestos als unvergänglich, die Vergänglichkeit menschlichen Lebens durch Lungenkrebs beschleunigte. 1979 wurde bereits Spritzasbest in der Bundesrepublik verboten. 1990 erfolgte ein generelles Verbot von Asbest in der Europäischen Union.
„In der Installation liegt das verwandelte Gefahrenmaterial wie ein mineralisches Heilsversprechen in einem gläsernen Sarg an der tiefsten, gefahrlos begehbaren Stelle des ICC. Die mit dem Asbestnachfolger Cafco ummantelten Stahlträger im Fundament des ICC sind gemeinsam mit Asbestplatten im Kern des Baukörpers die Ursache seiner jahrelangen Stilllegung. Welche Chance auf Wiederbelebung hat eine Architekturikone, deren Bedrohung im eigenen Körper lauert und deren dysfunktionale Versorgungs-, Gebäude- und Medientechnik die noch größere, noch kostspieligere Modernisierungsfrage ausmacht?“[12]     

Was könnten wir uns alles erzählen über die Erde mit den Fractal Songs of Distant Earth von Markus Selg und Richard Jansen in den Schauvitrinen des ICC auf der Ebene 0. Was befand sich früher in den Vitrinen? Sie waren zu Webezwecken gedacht wie die Vitrinen auf dem Ku’damm. Die Platzierung der Ware in der Vitrine zur Werbung, wie sie beispielsweise mit diesen auf Bahnhöfen, Flughäfen und Boulevards betrieben wird, soll das Produkt vom einfachen Schuh bis zum distinguierten MontBlanc-Füller veredeln.[13] Die Foyer-Vitrinen des ICC wirken besonders transparent, da die Ecken frei bleiben. Die verchromten, quadratischen Stützen korrespondieren mit dem Treppengeländer. Die Vitrinen des ICC schweben fast. Die Rückseite konnte anscheinend nach Belieben mit einem Rollladen abgeschlossen werden. In der Deckenkonstruktion befindet sich die Rollladen- und Beleuchtungstechnik. Doch die Glasscheibe spiegelt auch wie die Spiegel der Garderoben. Die Spiegelung wirft nicht nur das Raumbild zurück, sondern ebenso das Bild der Betracher*innen: Hier bin ich.

Markus Selg inszeniert mit seinen visuellen Liedern in den Vitrinen potentielle sowie vergangene Welten. Auf dem Rollladen platziert er Graffiti oder einen Bildschirm mit digital schwingenden Kirchenglocken. Graffiti, Schlafsack und Feuerstelle, Essensreste könnten an eine/n Geflüchtete/n oder Obdachlose/n erinnern. Hat sie oder er gerade den Schlafplatz verlassen? In Berlin findet man unter fast jeder Brücke oder in geschützten Ecke Schlafplätze von Obdachlosen, die sich eine Welt am Rande der Stadtgesellschaft eingerichtet haben. Auf der Müllerstraße zwischen Schul- und Triftstraße lebt seit Jahren eine obdachlose Frau, die sich wohl in ihrer Verwirrung schon mal auf dem Mittelstreifen an der Ampel der vierspurigen, vielbefahrenen Straße einrichtet. Es ist eine Art Geheimnis, wie sie überlebt inmitten einer Gesellschaft, die sie kennt und die dennoch nicht ihre Lebenssituation verändern kann.

Eine andere Kapsel von Markus Selg lässt als Muster vertrocknete Maiskolben in Kombination mit fluoreszierenden Farbmustern erkennen. Eine Klimakatastrophe? Die Muster bei Markus Selg sind auf Reduzierung und Wiedererkennung angelegt, um Erzählungen an der Schnittstelle von Wissenschaft, Archaik und Natur anzustoßen. Sie präsentieren nicht einfach ein Produkt. Vielmehr forschen sie danach, welche Elemente ein Muster bilden. Dazu gibt es den Sound von Richard Janssen. In dem Maße wie die Installationen für 10 Tage angelegt waren, verschwinden sie auch mit dem Ende der künstlerischen Intervention. Das Ausstellungs- und Konservierungsmöbel par excellence erweist sich im ICC auch als sperrig, obwohl es zugleich ein Raum stolzer Präsentation von Produkten war.     

Die Vitrinen des ICC werden bei Markus Selg zu Kapseln und erinnern damit an die Fotografien und Collagen von Andy Warhol, die er Time Capsules nannte. Die Kapseln sind ausgestellte Rätsel. Sie schließen eine bestimmte Zeit, einen Moment ein und verschließen ihn zugleich. Die Kapseln lassen sich miteinander kombinieren und entspringen selbst der Kombinatorik z.B. von Glocke und gestürzter Person. Die Glocke schlägt digital auf einem Bildschirm und erinnert an das archaische Geläut der Kirchenglocken. Die Kapseln haben keine Titel. Sie sind Medien aus Medienkombinationen. Und sie sind ein Abgeläut auf das ICC, wie es gewesen sein wird.

Für das Mittelfoyer des ICC an der Treffpunkt-Skulptur haben Monira Al Qadiri und Raed Yassin ihre Robotic Performance Suspended Dilirium mit einer bzw. ihrer Katze geschaffen. Bekanntlich wird auf Messen und Konferenz im Foyer mit Bar häufig deliriert. Doch Ephraim Kishon identifizierte schon zur Eröffnung des ICC den „eigentlichen Gefahrenmoment internationaler Kongresse“, nämlich das „Diskussionsthema“, das zu delirantem Verhalten führen kann.
„Am dritten oder vierten Tag des organisierten Nichtstuns regt sich allenthalben das dumpfe Gefühl, daß man über die Frage, zu deren Behandlung der Kongress einberufen wurde, denn doch ein wenig sprechen müsse, worauf der norwegische Delegierte, ein hochangesehener Gelehrter, einen dreistündigen Vortrag über die „Einflüsse der Semantik auf die Wirtschaftsplanung der Entwicklungsländer“ hält, und zwar in seiner Muttersprache. Anschließend rezitiert ein senegalischer Dichter eigene Freiheitslieder durch die Nase.“[14]   

Monira Al Qadiri und Raed Yassin inszenieren mit ihrer Katze in Form von der Decke herabhängender, mobiler Köpfe eine Art Satire auf Künstliche Intelligenz, Robotik und menschliche Logik. Ob des Satirikers Ephraim Kishon scherzhafte Beispiele heute noch als politisch korrekt durchgehen würden, bleibt dahingestellt. Wir wissen immer noch nicht, ob sich Roboter eines Tages wehren werden. Auf der Pressekonferenz erzählte das Künstlerpaar vom Zusammenleben mit ihrer Katze. Die Köpfe rotieren über einer Art planetarischer Landschaft mit spitzen formen auf dem gepunkteten Teppich in Beige- und Brauntönen, die sich in einer Spiegelwand mit dem Foyer und Treffpunkt vereinigt. Die animierte Installation wurde für das Programm Wild Times, Planetary Motions anlässlich des 70. Jubiläums der Berliner Festspiele geschaffen.[15] Doch das Programm musste wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt werden, so dass Suspended Dilirium im Rahmen von THE SUN MACHINE IS COMING DOWN ganz andere Bezugspunkte bekam. Die interplanetarische Reise mit der Raummaschine wurde durch Kontakt-Beschränkungen vielleicht noch sinnfälliger für Fragen nach Künstlicher Intelligenz.

Die zwischenzeitlich in Berlin lebende kuwaitische Medienkünstlerin Monira Al Qadiri wurde im Senegal geboren und widmet sich den Ästhetiken der Traurigkeit.[16] Sie arbeitet mit Skulpturen von unterschiedlicher Größe und Materialität. Aliens und ihre Kontaktaufnahmen wurden von ihr bereits Alien Technologies ebenfalls visuell und skulptural behandelt. Raed Yassin wurde in Beirut geboren und lebt auch in Berlin, wo er mit unterschiedlichen Medien arbeitet und z.B. mit Warhol of Arabia an die Fotomontagen und Time Capsules von Andy Warhol anknüpft, weil er zugleich mit dem Archiv der Sultan Galery, Kuwait mit Fotos von 1977 arbeitete.[17] Als Künstlerpaar treten sie offenbar zum ersten Mal auf, um die Fragen der Künstlichen Intelligenz anderer Logiken und die Robotik in der Raumfahrt zu hinterfragen.

Das vielfältige künstlerische Programm hat die – wenigstens – Jahrzehntaufgabe einer Transformation des Internationalen Congress Centrums Berlin ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Gebaut für die Ewigkeit aus der Perspektive der 70er Jahre überholte sich das Baukonzept durch Wissensumbrüche in weniger als einem halben Jahrhundert. Einfache Lösungen wird es nicht geben. Thomas Oberender glaubt, dass die kreativen Kräfte von Vielen eine Transformation schaffen könnten. Das Architektenteam um Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler bestand aus „bis zu 80 Mitarbeitern“, die „15.000 Pläne“ anfertigten.  „20.000 Ordner (…) für die Archivierung der Bürounterlagen“ wurden angelegt.[18] Die Arbeitsweisen und Wissensformen haben sich verändert und werden sich weiter verändern, worauf zu hoffen ist. Trotz Zeitfenster und Personenbegrenzung kamen 26.000 Besucher*innen. – Das war schon fast Kongressformat wie zu alten Zeiten.

Torsten Flüh

70 Jahre Berliner Festspiele

THE TIME MACHINE IS COMING DOWN  


[1] Siehe Wortverlaufskurve. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS): Medium.

[2] Siehe Bedeutungsübersicht. In: Ebenda.

[3] Friedrich Kittler: Optische Medien. Berliner Vorlesung 1999. Berlin: Merve Verlag, 2002, S. 12. In: Arts of the working class. Extrablatt Issue 18, September 2021, S. 45-46.

[4] Siehe: Torsten Flüh: Mach Dir Dein eigenes Meisterwerk! Zur Top-Konferenz Zugang gestalten im Jüdischen Museum. In: NIGHT OUT @ BERLIN Dezember 4, 2013 20:22.

[5] Janis Dietz, Lisa Hegemann, Jakob von Lindern: „Mein Sohn ist jetzt vier und hat seit einem Jahr ein Tablet“ In: DIE ZEIT 16. Oktober 2021, 10:36 Uhr.

[6] Siehe: Torsten Flüh: Jerry Cotton für das 21. Jahrhundert. iPad für das Sofa ist wie Jerry Cotton im Wohnwagen. In: NIGHT OUT @ BERLIN April 7, 2010 21:46.

[7] Zitat nach Joulia Strauss von Friedrich Kittler. In: Arts … Ebenda.

[8] Zitiert nach Pressemitteilung der Berliner Festspiele vom 7. Oktober 2021.

[9] Friedrich Kittler, m+m5.utf (nachgelassene Datei aus dem Komplex „Musik und Mathematik“, Literaturarchiv Marbach #1001.8279, text/x-c (2011-08-25T19:33:54Z). m+m5.utf. In: Bestand A: Kittler/DLA Marbach. Xd002:/kittler/mm [xd, 250.29 KiB]. In: Arts … [wie Anm. 3].

[10] Ztiert nach Pressemitteilung … [wie Anm. 8].

[11] Siehe: Caroline Röhr: Asbest – Von der „Wunderfaser“ zur „Altlast“. Freiburg: Universität Freiburg Institut für Anorganische und Analytische Chemie 23.01.2013.

[12] Ebenda.

[13] Vgl. die Firmengeschichte des Anbieters ST Vitrinen.

[14] Ephraim Kishon: Kongresse, Kongresse … In: In: AMK Berlin (Hg.): Internationales Congress Centrum Berlin. Berlin 1979, S. 37.

[15] Siehe: Berliner Festspiele 70: Suspended Dilirium. Monira Al Qadiri & Raed Yassin. Programmdetail.

[16] Siehe: Monira Al Qadiri: info.

[17] Siehe: Raed Yassin: Warhol of Arabia.

[18] (ohne Namen): Ein komplexer Problemlösungsprozess: Entwurf und Planung des Internationalen Congress Centrums Berlin – ICC Berlin. In: AMK Berlin (Hg.): Internationales … [wie Anm. 14] S. 78-79.

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