Idylle – Eifel – Heimat
Falsche Idylle im Anthropozän
Zu Norbert Scheuers Mosse-Lecture »Kleine Flüsse, große Fluten. Szenen vom Hochwasser in der Eifel«
Am Abend vor der Mosse-Lecture von Norbert Scheuer sendete Arte die Doku Die Nacht, als die Flut kam – Protokoll einer Klimakatastrophe von Matthias Fuchs, die in der Eröffnungssequenz mit der Idylle beginnt. „Sie kennt die Ahr nur als idyllischen Bach. Ein Privatvideo zeigt, wie sie sich im Sommer auch schon mal mit der Luftmatratze in den Fluss traut.“ (3:58 bis 4:05)[1] Nicht nur die Ahr gilt als idyllisch, vielmehr wird auch der Schriftsteller Norbert Scheuer die Eifel als idyllisch und fernab des politischen Geschehens in Berlin beschreiben. Die Idylle wird ebenso von der Navigation der Website Heimat Eifel mit „Familie“, „Wohnen“, „Arbeiten“, „Lage“, „Freizeit“, „Erfahrungsberichte“ und einem „Blog“ reproduziert.[2] Unter den Erfahrungsberichten kann man weiter zu „Angekommen“, „Zurückgekommen“ und „Hiergeblieben“ navigieren.[3] Im nicht offensichtlichen „Impressum“ zeichnet der Weltmarkführer für kohlensäurehaltige Mineralwasser Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG für die Seite verantwortlich.[4]
En passant erwähnt Norbert Scheuer, dass er vor der Flut mit dem Eifel-Express von Kall in die Bibliothek nach Köln gefahren sei. Seit der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 fährt der Regionalexpress 22 zwischen Gerolstein und Köln Hauptbahnhof voraussichtlich bis 10. Dezember 2022 nicht mehr.[5] Zwischen Kall und Gerolstein verkehrt als „Unwetterfolge()“ ein Schnellbus als Schienenersatzverkehr. Kall liegt in der Nordeifel an der Urft, deren Einzugsgebiet im Südosten an das der Ahr grenzt. Auch die Urft verwandelte sich in einen reißenden Strom und führte in Kall zu Überschwemmungen.[6] Im Anfangsteil seines Buches Kall, Eifel (2005) rauscht die Urft und ein „Teil des Flußlaufs verschw(i)nd(et) … in alten Bergwerksstollen“.[7] Von Kall nach Köln braucht der Eifel-Express ca. 60 Minuten. Man könnte sagen, dass Urft und Kall zum Einzugsgebiet der Köln-Bonner-Region gehören. Das war eben, etwas grob formuliert, mehr als 50 Jahre bis 2000 die deutsche Hauptstadtregion. Die Idylle und Kleinheit der Eifel sollte nicht über ihre einst zentrale Lage hinwegtäuschen.
Die Idylle lässt sich als ein Format der gleichsam als natürlich empfundenen Ordnung beschreiben. Die Ahr als Bach ist idyllisch, weil sie als befriedet und friedlich wahrgenommen wird. Auf der Ahr kann sich die Anwohnerin sogar mit einer Luftmatratze gefahrlos treiben lassen. Jan Gerstner und Christian Riedel haben 2018 „idyllische Erscheinungsformen“ in der „Gegenwartsliteratur und -medien“ untersucht.[8] Das „Idyllische“ liege „im Auge des Betrachters“ und sie greifen auf Clemens von Brentano zurück, wenn sie die „romantische() Denkfigur“ mit Novalis dahingehend auflösen, „dass die Welt idyllisiert werden muss, um etwas Verlorengegangenes wiederzufinden“.[9] Hans Adler hatte schon 2014 die Idylle als „Ordnung in der und durch die zeitliche und räumliche Beschränkung“ formuliert.[10] Die Idylle gestaltet einen Wunsch nach Ordnung, wenn diese als gefährdet angesehen wird. Je unübersichtlicher die Welt erfahren wird, desto stärker wird der Wunsch nach Idylle wie sie von Gerolsteiner Brunnen bzw. der Agentur FACE! Employer Branding & Communication mit der Website Heimat Eifel programmiert wird.
In meiner Besprechung der Mosse-Lecture von Norbert Scheuer möchte ich die widerstreitenden Wissensformationen von Idylle, Heimat und Anthropozän untersuchen, wie sie u.a. mittelbar von Hannah Cloke in der Doku Die Nacht, als die Flut kam angesprochen werden. Die Professorin für Hydrologie an der University of Reading (UK) hatte die Reihe der Mosse-Lectures Welt im Fluss am 28. April 2022 mit Dreaming of Disaster: A River Journey of Imagination eröffnet.[11] In der Doku von Matthias Fuchs reagiert sie im Schnittwechsel auf den Wunsch einiger Einwohner des Ahrtals, ihre Existenz und ihr Haus, ihre Heimat wieder am „idyllischen Bach“ aufzubauen. Cloke antwortet diplomatisch, dass die Bewohner des Ahrtals doch wollten, dass ihr Heim sicher sei.[12] Deshalb empfiehlt sie keinen Wiederaufbau direkt an der Ahr. Vielmehr sei wegen des Klimawandels mit häufigeren Starkregen-Ereignissen zu rechnen. Auf den Eröffnungshinweis der Doku von Ulrike Vedder reagierte Norbert Scheuer damit, dass er die Doku nicht habe sehen müssen.
Gibt es unterschiedliche Formate, mit denen die Flutkatastrophe wahrgenommen werden kann? Und, so schon meine Frage nach Vortrag und Podiumsdiskussion, kommen Fluten in den Literaturen der Welt nicht immer wieder vor? Angefangen mit der Reinigungs- und Zornerzählung von der Arche Noah, spielen Fluten, in denen Häuser sowie Hab und Gut von einem plötzlich reißenden Strom hinweggespült werden, immer wieder eine Rolle. In der Übersetzung der Bibelstelle 1. Moses 6 bis 7[13] von Noah und der Sintflut durch Martin Luther kommt der Begriff Zorn nicht vor.[14] Doch am 30. Juni 2020 hat zuletzt Margot Käßmann die Noah- und Sintflut-Erzählung mit dem „Zorn Gottes“ in Verbindung gebracht, weil „aus der guten Ordnung Chaos wächst“.[15] Nach Luther heißt es in der Genesis über Gott:
„22 Alles, was Odem des Lebens hatte auf dem Trockenen, das starb. 23 So vertilgte er alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis hin zum Vieh und zum Gewürm und zu den Vögeln unter dem Himmel. Sie wurden von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war. 24 Und die Wasser wuchsen gewaltig auf Erden hundertfünfzig Tage.“[16]
Die oft in bunten Bildern oder z.B. im Bibelmuseum Biblorama in Stuttgart als lustiges Holzspielzeug[17] dargestellte Geschichte von der Arche Noah, so nach Luthers Übersetzung, als Rettungserzählung gegen eine übergroße Flut, die sich vergleichbar im Gilgamesch-Epos wie in einer assyrischen Keilschrifttafel aus der Zeit um 1.700 vor Chr. finden lässt, wird vor allem als eine Reinigungsphantasie des alttestamentarischen Gottes begründet und gerahmt. Allein Noah soll mit seinen drei Söhnen und deren Frauen überleben, weil er nicht „böse“ ist, sondern den Gesetzen seines Gottes folgt. Mit der Flut und Sintflut wird insofern in der Genesis eine patriarchale Gerechtigkeits- mit einer Reinigungsphantasie verknüpft. Gottes Ordnung soll mit dem Genozid aller Geschlechter außer Noahs gerettet und wiederhergestellt werden. In der Bibelforschung ist daraufhin an verschiedenen Stellen nach dem Lande- wie Rettungsplatz der Arche Noah gesucht worden.
„5 Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, 6 da reute es den Herrn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen, 7 und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.“[18]
Gerechtigkeit und Reinigung werden fortan in der Erzählung von Fluten eine wiederkehrende Rolle spielen. Anders gesagt: Nach dem biblischen Erzählmodell müssen Sintfluten einen Sinn haben. Am Schluss winkt die Idylle der Rettung, wie sie bis hin zum Kinderspielzeug bildhaft wird. Ein Handeln wider die Ordnung des alttestamentarischen Gottes, dessen patriarchale Regeln bis 1. Moses 6 noch gar nicht so genau ausgeführt sind, setzt den Wunsch, „die Menschen, die ich geschaffen habe, (zu) vertilgen“, in Gang. Denn die Vertilgung macht Sinn, wenn Noah als Gerechter im Patriarchat überlebt. Der Schrecken und die Grausamkeit der eigenmächtigen Vertilgung werden nicht erzählt, weil die Macht des Gottes einzig und allein durch die Rettung stabilisiert wird. Die biblische Erzählung von der Arche Noah schlägt manchen haken, so dass Gott nicht etwa einen häufig reproduzierten Regenbogen über ihr aufgehen, vielmehr wird Noah nun prototypisch mit der Macht über das Leben auf der Erde ausgestattet. Diese Macht über Tiere, Vögel und Natur überhaupt, hat aus der gegenwärtigen Perspektive im Zeitalter des Menschen, dem Anthropozän, als Wissensformat manches Problem wie den Klimawandel generiert.
„9 1 Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. 2 Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. 3 Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben.“
Die Macht des Menschen „über alle() Tiere() auf Erden und über alle() Vögel unter dem Himmel, über alle(s), was auf dem Erdboden wimmelt,“ als Ergebnis und Schluss der Erzählung von der Arche Noah, lässt sich als Versprechen und Schrecken des Anthropozän lesen. Die vermeintliche Idylle als (neue) Ordnung der Arche Noah geht heute auf, im Anthropozän-Diskurs und Klimawandel. In seinem Roman Am Grund des Universums hat Norbert Scheuer 2017 unter der Überschrift „Frühjahr 2008: Überschwemmung“ am Schluss eine eben solche in Worte gefasst, was ihn 2021 für die Süddeutsche Zeitung zu einer Art Flutexperten der Eifel machte:
„Schnell wurde daraus ein riesiges Tor, durch das die Wassermassen ins Urftland strömten. Ninas Fass wurde vom reißenden Strom der Urft aus den Büschen am Ufer gerissen und trieb zusammen mit Hundehütten, Gartenzäunen und ausgerissenen Bäumen den Fluss hinunter. Kall und viele kleine Dörfer des Urftlandes waren bald vollständig überflutet. Die Grauköpfe, die an diesem Morgen wie immer getagt hatten, konnten sich auf das Flachdach des Supermarktes retten; von dort oben hielten sie Ausschau nach ihren Autos, die irgendwo im Schlamm der reißenden Fluten verschwunden waren. Ein Drittel der Häuser des Urftlandes stand unter Wasser, das Land hatte sich in einen riesigen See verwandelt; die Bewohner erreichten ihre Häuser nur noch mit Schlauchbooten.“[19]
Der Supermarkt mit seiner Cafeteria, auf dessen Flachdach sich die Grauköpfe am Schluss des Romans gerettet haben, ist im Universum des Urfttals Dreh- und Angelpunkt des Erzählens. Norbert Scheuer beschreibt sein Kall und die Urft im Roman, wie sie nicht zuletzt in seinem literarischen Vortrag über die Hochwasserkatastrophe vor einem Jahr wiederkehren werden. Die Cafeteria im Supermarkt am Bahnhof gehört neben der „Cortina-Eisdiele am Kreisverkehr gegenüber der Sparkasse“, dem „Restaurant des Sportclubs außerhalb von Kall oder die Gaststätte von Evros in der Bahnhofstraße“ zu den „wenige(n) Orte(n), an denen man jemanden treffen kann“.[20] Der Stausee mit der „Vergrößerung des Staudamms“, der am Schluss des Romans bricht und zu den Überflutungen führt, zieht sich thematisch durch die kurzen Abschnitte zwischen „Cafeteria“ und „Uferschwalben“. Das neuzeitliche Staudammprojekt wird von der jahrtausendealten Ordnung der Uferschwalbenbrut im Urfttal konterkariert.
„Seit Jahrtausenden zogen sie hier ihre Jungen groß. Im Herbst würden die Vögel wieder nach Afrika fliegen, um dort zu überwintern. Aufgeregt schwirren sie umher, schienen sich in der Luft zu begrüßen, tanzten zirkelnd im Himmel, suchten ihre Höhlen auf. Der Fluss mäanderte durch das Tal, Nebelschleier stiegen empor und verschwanden im Licht der Sonne.“[21]
Die Kategorien der Eifler, ob jemand neu, „Angekommen“, „Zurückgekommen“ und „Hiergeblieben“ ist, spielen im Roman auch für die Grauköpfe eine entscheidende Rolle. Scheuers Gebrauch der Grauköpfe spielt einerseits auf das Alter der Männer an, andererseits lassen sich die Graukopfpapageien mithören. Die Grauköpfe wiederholen Geschichten und beobachten die Eifler. Hiergebliebene wie ein junger Mann, der „sich am Hauptbahnhof (in Köln) Drogen besorgt“ hat und vollgedröhnt über den Parkplatz am Bahnhof torkelt, werden von den Grauköpfen erkannt und taxiert. Die Cafeteria-Idylle ist brüchig und bissig von biblischen Ausmaßen.
„Die Grauköpfe erkennen sofort, ob jemand neu ins Urftland gezogen oder nach Jahrzehnten wegen einer Beerdigung, Hochzeit oder sonstiger familiärer Angelegenheiten zurückgekehrt ist. Sie lesen den Leuten an ihren Gesichtern ab, was sie hier wollen. Sie sehen Lünebachs Exfrau mit ihrem neuen Mann, und einer kann sich die Bemerkung nicht verkneifen, er wäre von dieser Frau auch abgehauen und bis ans Ende des Universums geflogen.“[22]
Mit dem Wissen der Literaturen erzählt Norbert Scheuer in seinem Roman Am Grund des Universums von den Verhaltensweisen der Menschen und vor allem der Grauköpfe in der Cafeteria, die beinahe wörtlich in der Doku von Matthias Fuchs vorgekommen sein werden. Norbert Scheuer sagt im Senatssaal der Humboldt-Universität, dass er nicht die Realität, aber das Reale beschreibe. Darauf legt er viel wert. Nach einem Jahr sprengt das Ausmaß der Flutkatastrophe und ihrer Schäden weiterhin die Erzählformate. Dass bei einem Staudammbruch der durch das Tal mäandernde Fluss sich in einen reißenden Strom aus Wasser und Schlamm verwandeln müsse, könne jeder wissen, sagt Scheuer fast wörtlich. Warum aber handeln die Menschen, die Eifler, gegen das Wissen und bauen sich gleich wieder am idyllischen Bach ihr Heim? In der aktuellen Diskussion ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal und auch im Urfttal, wird mangelnde Hilfe für den Wiederaufbau direkt am Bach beklagt. Andere haben sich dort wieder eingerichtet.
„Einer, der gerade vom Stausee kommt, steuert auf den Tisch unter dem Spiegel zu, stützt sich mit den Händen auf, blickt gewichtig in die Runde und verkündet, der ganze Schlamm und Dreck sein nun weggebaggert, ein polnischer Arbeiter sei von der Staumauer gestürzt. Vielstimmiges Raunen setzt ein, aufgeregtes Durcheinander. Kurz darauf verlassen die Alten das Café und steigen in ihre Autos.“[23]
Wie kommt die Heimat bei Norbert Scheuer vor? Der Begriff Heimat und seine vielfältigen Kontextualisierungsmöglichkeiten formt Wissen. Er wird politisch immer wieder unterschiedlich genutzt und geformt vom einstigen Konzern „Neue Heimat“ bis zu Horst Seehofers „Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat“ 2018.[24] 2011 veröffentlichte Scheuer den Band Bis ich dies alles liebte mit dem Untertitel „Neue Heimatgedichte“.[25] Zwischen den Gedichten Brot und Seele, Fortgehen und Um was es geht entfaltet Scheuer ein ganzes Panorama von Heimat. Im eröffnenden Gedicht Brot und Seele gibt die Formulierung „Studenten die über Philosophie und Literatur diskutieren/keins meiner Gedichte wird je in ihren Büchern stehen/werde nie alles aufgeben“ fehlt ein Subjekt als ich.[26] Während der Gedichtband immerhin im renommierten Verlag C.H.Beck erschien, werden in dem Gedicht „meine() Bedeutungslosigkeit“ und das Desinteresse an den Büchern der „Studenten die über Philosophie und Literatur diskutieren“ formuliert und mit dem christlichen Motiv von Brot und Wein als Titel verknüpft. Oder zeigt der Zeilensprung in der Gedichtform an, dass das Desinteresse bereits eine nicht notwendige Interpretation ist? Im Gedicht Vorfahren fällt der Begriff Heimat auf irritierende Weise. Denn einerseits werden „Kelten“ als Vorfahren benannt, andererseits gibt es keine Rückkehr in die „Heimat“ und die „Herkunft“ wird vergessen:
„wo mein Vorfahre hastig gezeugt wurde
von einem
mit gelbem Haar und käfergrünen Augen
einem
der nie mehr in seine ligurische Heimat
zurückkehren würde
bald seine Herkunft vergaß“[27]
Das Vergessen der Herkunft, das hier formuliert wird, hat auch einen Verlust der „ligurischen Heimat“ oder/und den Gewinn der Eifel als Heimat zur Folge. In der Eifel gibt es mehrere Villen bzw. römische Landgüter, auf die Scheuer mit der Formulierung „in kleine Flusstäler abfallende Wiesen/Grundmauern einer zugeschütteten Villa Rustika“ anspielt. Gleichwohl wird für ihn die Lage der Villen, wenn er über die Eifel und das Hochwasser spricht, zu einem Zeugnis für das, sagen wir ruhig, ökologische Wissen der Römer. Die Römer hätten ihre Villen niemals in die Flusstäler gebaut. Vielleicht spielt das Vergessen der Herkunft für die Eifler genau in diesem Kontext eine Rolle. Das alte Wissen von der Herkunft spielt für den Eigentumsverhältnisse, Immobilienmarkt und das Heimatidyll an Ahr und Urft keine Rolle mehr. In seinem literarischen Vortrag lässt Scheuer uns auch wissen, dass er am Hang und nicht im Tal wohne. Erfahrungswissen und Geschichtswissen von den Villen generieren nicht zuletzt eine literarische Haltung, die die Idylle zumindest fragwürdig werden lassen.
Torsten Flüh
Mosse-Lectures:
Welt im Fluss.
Norbert Scheuer:
»Kleine Flüsse, große Fluten. Szenen vom Hochwasser in der Eifel«
von Donnerstag, den 30. Juni 2022 | 19.15 Uhr
YouTube
[1] arte.de: Die Nacht, als die Flut kam – Protokoll einer Klimakatastrophe | Doku HD | ARTE In: YOUTUBE bis 26.09.2022.
[2] Heimat Eifel: https://heimateifel.de (2022)
[3] Heimat Eifel: Erfahrungsberichte: https://heimateifel.de/erfahrungsberichte (2022)
[4] Heimat Eifel: Impressum: Agentur FACE! Employer Branding & Communication: https://heimateifel.de/index.php/impressum (2022)
[5] Verkehrsverbund Rhein-Sieg: Linie RE22.
[6] Kall: Hochwasser 2021. Stark betroffene Bereiche Urft. 19.08.2021.
[7] Norbert Scheuer: Kall, Eifel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2010, S. 11. (zuerst C.H. Beck 2005).
[8] Jan Gerstner, Christian Riedel: Einleitung: Idyllen in Literatur und Medien der Gegenwart. In: dies.: Idyllen in Literatur und Medien der Gegenwart. Bielefeld: Aisthesis, 2018, S. 7.
[9] Ebenda S. 8.
[10] Adler: „Gattungswissen: Die Idylle als Gnoseotop“. Wissenstexturen. Literarische Gattungen als Organisationsformen von Wissen. Hg. Gunhild Berg. Frankfurt/M.: Lang, 2014. S. 23-42, hier: S. 29.
[11] Die Mosse-Lecture von Hannah Cloke lässt sich als Mitschnitt auf YouTube abrufen.
[12] arte.de: Die … [wie Anm. 1] ca. 1:14:47.
[13] Lutherbibel 2017: 1. Moses 6 und 1. Moses 7.
[14] Zum Thema Zorn siehe auch: Torsten Flüh: Zorn zwischen Gefühlsausbruch und Lebenspraxis. Zwischenlese zur digitalen Reihe der Mosse-Lectures zum Thema Zorn – Geschichte und Gegenwart eines politischen Affekts. In: NIGHT OUT @ BERLIN 9. Dezember 2020.
[15] Margot Käßmann: Wie Noah gern neu pflanzen. In: Herder 30.6.2020.
[16] 1. Moses 7, 22 bis 24.
[17] Wikipedia: Arche Noah als Spielzeug im Bibelmuseum Bibliorama in Stuttgart (Datei).
[18] 1. Moses 6, 5 bis 7.
[19] Norbert Scheuer: Am Grund des Universums. München: C.H. Beck, 2017, S. 229-230.
[20] Ebenda S. 27.
[21] Ebenda S. 53.
[22] Ebenda S. 58.
[23] Ebenda S. 199.
[24] Ebenda S. 9.
[25] Zum Begriff Heimat siehe: Torsten Flüh: Heimat-Fetisch und queerer Sex. Zu Just Love und Eure Heimat ist unser Albtraum im Zentrum für Aktuelle Kunst der Zitadelle Spandau. In: NIGHT OUT @ BERLIN 27. Oktober 2019.
[26] Norbert Scheuer: Bis ich dies alles liebte. Neue Heimatgedichte. München: C.H.Beck, 2011.
[27] Ebenda S. 54.